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Eine Gruppe von Personen vor einem Elefantengehege lächelt in die Kamera.

Gruppenbild vor dem Elefantengehege im Tiergarten Schönbrunn (Foto: AG Verhaltensbiologie | Universität Osnabrück)

Exkursion in den ältesten Zoo der Welt: Wie sieht eine tiergerechte Haltung aus und wie lässt sie sich sicherstellen?

12.11.2024

Unter dem Leitmotiv „Moderne Tierhaltungskonzepte“ fand im September eine dreitägige Exkursion der Arbeitsgruppe Verhaltensbiologie (Leitung: Prof. Dr. Chadi Touma) statt. Auf dem Programm standen Besuche im Tiergarten Schönbrunn – dem ältesten Zoo der Welt – sowie am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Anfang September 2024 begaben sich 15 Biologiestudierende zusammen mit Prof. Dr. Chadi Touma Prof. Dr. Michael Böer auf eine verhaltensbiologische Exkursion nach Wien. Unter dem Leitmotiv „Moderne Tierhaltungskonzepte“ besuchten sie dort den historischen Tiergarten Schönbrunn und das renommierte Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Ziel der Reise war es, moderne Ansätze der Tierhaltung aus erster Hand zu erleben und dabei Themen wie Artenschutz, das Wohlergehen der Tiere und die Bildungsaufgabe von Zoos und wissenschaftlichen Einrichtungen zu untersuchen. Zur Einstimmung und Vorbereitung fand eine Woche zuvor ein intensives Seminar statt, in dem über die Themen „Ethische Kontroversen in der Zootierhaltung“, „Artenschutz in zoologischen Gärten“, „Bewertung des tierischen Wohlbefindens“ sowie „Environmental Enrichment“ und „Forschung und Edukation in Zoos“ diskutiert wurde. Vom 03. bis 05. September verbrachte die Gruppe dann zunächst zwei Tage im Tiergarten Schönbrunn und anschließend einen Tag am Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Veterinärmedizinischen Universität Wien, um tiefere Einblicke zu gewinnen und praktische Erfahrungen zu den genannten Themen zu sammeln.

Der folgende Bericht zweier Teilnehmerinnen vermittelt einen Eindruck von den spannenden Einblicken, die sich der Gruppe während der Exkursion boten.

Zwei Personen stehen im Zoo und halten ein Plakat.

Kurzreferat über den gefährdeten Brillenbären (Foto: Emily Mundt)

Tag 1: Ankommen und Erleben

Nach einer langen, durch Verspätungen des Nachtzugs geprägten Reise trafen wir am 03. September endlich in Wien ein. Die spätsommerliche Hitze von 34°C machte uns ziemlich zu schaffen. Nach einer kurzen Pause und Stärkung im Hotel fuhren wir mit der U-Bahn zum Tiergarten Schönbrunn, dem ältesten Zoo der Welt. Die Besuchszeit war durch die Verspätung knapper bemessen als ursprünglich geplant, aber in den verbliebenen Stunden begannen wir die faszinierende Welt des Zoos zu erkunden: von der Gestaltung der Gehege bis zu den tierischen Bewohnern. Einige Studierende präsentierten in Kurzreferaten ihre vorbereiteten Steckbriefe über bedrohte Arten, die im Zoo leben – ein erster Vorgeschmack auf das, was uns noch erwarten sollte.

Drei Personen schauen in ein von Scheiben eingeschlossenes Gehege, in dem viele Pflanzen zu erkennen sind.

Die Studierenden halten nach dem charakteristischen Winken der Winkerfrösche Ausschau (Foto: Chadi Touma)

Tag 2: Blick hinter die Kulissen

Am zweiten Tag erlebten wir einen Höhepunkt der Reise: Wir durften hinter die Kulissen des Elefantenhauses blicken und das Training der majestätischen Tiere beobachten. Es war beeindruckend zu sehen, wie die tonnenschweren Elefanten mit Begeisterung und Präzision die Übungen absolvierten. Das Training der Tiere dient sowohl der mentalen Beschäftigung als auch einer medizinischen Gesundheitskontrolle der Dickhäuter. Die Tierpfleger erklärten uns die Besonderheiten und Methoden des Trainings und gaben uns spannende Einblicke in das Leben und Verhalten der im Zoo gehaltenen Afrikanischen Elefanten.

Danach hatten wir die Gelegenheit, in einer offenen Fragerunde mit Experten verschiedener Abteilungen des Zoos zu sprechen. Hier erfuhren wir viel über Artenschutzprojekte, das Wohlbefinden der Tiere und die wichtige Bildungsarbeit des Tiergartens Schönbrunn. Es war inspirierend zu sehen, wie wissenschaftliche Studien im Tiergarten durchgeführt und direkt in die Praxis umgesetzt werden. Zur Abkühlung gab es danach ein erfrischendes Eis – eine willkommene Erholung bei der weiterhin hochsommerlichen Hitze. Der restliche Tag stand uns zur Verfügung, um den Tiergarten noch intensiver zu erkunden und die Präsentationen unserer Artsteckbriefe fortzusetzen.

Chadi Touma steht vor Studierenden in einem Labor und scheint etwas zu erklären. Im Hintergrund sind Tierschädel zu erkennen.

Bestimmung der Tierart anhand des Schädels in der Pathologie des FIWI (Foto: Fabian Lübken)

Tag 3: Wissenschaft hautnah

Der dritte Exkursionstag führte uns ans FIWI, das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie. Dort wurden wir von Professor Anna Kübber-Heiss, der Pathologin des Instituts, begrüßt. Sie bot uns eine eindrucksvolle Führung durch die Pathologie und berichtete enthusiastisch von ihrer Arbeit, einschließlich zahlreicher spannender und außergewöhnlicher Fälle. Besonders faszinierend war die Untersuchung verschiedener extrahierter Parasiten, darunter der Fuchsbandwurm – für Füchse harmlos, aber für andere Tiere und Menschen u.U. lebensbedrohlich.

Weiter ging es in die Labore und Außenanlagen des Instituts, wo wir von Aquarien mit tropischen Fischen bis hin zu Terrarien mit Pfeilgiftfröschen beeindruckende Einblicke in die Haltung von Tieren in Forschungseinrichtungen bekamen. Die Höhepunkte des Tages waren jedoch die Begegnungen mit den Rothirschen, die sich durch die Handaufzucht besonders zutraulich zeigten und uns Studierenden unvergessliche Momente bescherten, nicht nur weil man auf Tuchfühlung mit den Tieren gehen konnte, sondern weil wir durch den direkten Kontakt spannende Details über diese heimischen Wildtiere erfahren konnte.

Ein Rothirschkalb schaut in die Kamera. Im Hintergrund sind lächelnde Studierende und weitere Rothirschkälber zu sehen.

Die handzahmen Rothirschkälber scheuten die Kameras keineswegs! (Foto: Fabian Lübken)

Nach der Mittagspause vertieften wir unser Wissen in Vorträgen und Diskussionen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Veterinärmedizinischen Universität Wien. So erklärte u.a. Professor Rupert Palme uns seine Forschung zur Stressmessung in Ausscheidungsprodukten von Tieren (z.B. Kot und Urin), eine nicht-invasive Methode, die Blutprobenentnahmen ersetzen kann und damit sicherer für die Tiere und die beteiligten Wissenschaftler ist. Im Anschluss gab Professor Franz Schwarzenberger spannende Einblicke in die hormonellen Prozesse und das Monitoring von Zyklus und Trächtigkeit bei Wildtieren.

Fazit: Bereichernde Erfahrungen und neue Perspektiven

Nach diesen drei aufregenden Tagen traten wir die Heimreise im Nachtzug an, der diesmal zum Glück planmäßig fuhr und uns pünktlich zurück nach Osnabrück brachte. Die Erlebnisse im Tiergarten Schönbrunn und am FIWI haben uns nicht nur wertvolle Einblicke in moderne Tierhaltung und Forschung verschafft, sondern auch dazu angeregt, diese kritisch zu hinterfragen. Die Offenheit und Expertise der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Möglichkeit unsere eigenen Artsteckbriefe und Beobachtungen zu diskutieren, haben uns inspiriert und neue Blickwinkel eröffnet. Wir sind dankbar, Teil dieser Exkursion gewesen zu sein und empfehlen sie allen, die sich für diese Themen begeistern!

Bericht: Hannah Kathmann und Julia Bender