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Eine lächelnde Gruppe von Personen

29.01.2024

Vom Hörsaal in die Savanne: Masterstudierende auf Exkursion in Südafrika

Im Sommersemester 2023 reisten zwölf Masterstudierende der Osnabrücker Biologie im Rahmen des Exkursionsmastermoduls Verhaltensbiologie nach Südafrika. Zwei Wochen lang erkundeten die Teilnehmenden unter der Leitung von Prof. Dr. Chadi Touma das „Mammal Research Institute“ der Universität Pretoria, das „Mogalakwena Research Centre“, den „Pilanesberg Nationalpark“ und das „Ukutula Conservation Centre“.

Es war – nach einer Corona-bedingten Pause – bereits das zweite Mal, dass die Exkursion stattfinden konnte. Der folgende Bericht einer Teilnehmerin vermittelt einen Eindruck von den Erlebnissen der Gruppe:

„Nach wochenlangen Vorbereitungen durch Vorlesungen, Seminarvorträge, Impfungen und mit ausreichend Moskitospray bestückt, ging unsere Reise nach Südafrika am 10. September endlich los. Nach einem elfstündigen Nachtflug kamen wir voller Vorfreude, aber auch etwas übermüdet, am Flughafen in Johannesburg an. Von dort aus ging es direkt weiter nach Pretoria, wo wir zwei Tage lang die größte Universität des Landes erkundeten. Wir erfuhren durch Führungen, Präsentationen und persönliche Gespräche mit den Dozierenden und Studierenden vor Ort mehr über die verschiedenen Forschungsprojekte und Aktivitäten des „Mammal Research Institute“ (MRI) und seine Außenstellen.

Von Pretoria aus ging es mit den gemieteten Kleinbussen der Universität weiter nach Norden in Richtung Mogalakwena, raus aus der Stadt und hinein in die Wildnis. Bereits auf dem Weg konnten wir neben den Straßen, die bedeckt von Schlaglöchern waren oder teils nur aus Sand bestanden, voller Begeisterung die ersten Giraffen, Strauße, Zebras, Affen und Antilopen entdecken. In den nächsten drei Tagen am „Mogalakwena Research Centre“ (MRC) lernten wir nicht nur theoretisch, sondern durch verschiedene spannende Feldaktivitäten auch praktisch, viel über Säugetiere, Vögel und die Vegetation des südlichen Afrika. Inhalte waren dabei unter anderem Tierarten zu identifizieren, Spuren richtig zuzuordnen und Kotproben zu analysieren. Wir lernten aber auch wie heiß die afrikanische Sonne sein kann, wenn man den ganzen Tag zu Fuß im Busch unterwegs ist, obwohl wir doch nur bei ein paar Grad am Morgen gestartet waren. Zudem fingen wir kleine Säugetiere wie z.B. die Wüstenzwergmaus in ausgelegten Lebendfallen, stellten Kamerafallen auf und gingen auf die Suche nach Krokodilen, Giraffen und Grünen Meerkatzen. Doch gerade wenn man diese Tiere und ihr Verhalten beobachten möchte, sind sie plötzlich nicht mehr überall. Durch die Entnahme von Proben aus dem Mogalakwena River bestimmten wir anhand der enthaltenen Insekten, Larven, Würmer und Muscheln den ökologischen Zustand und die Wasserqualität des Flusses.

Ein abendliches Highlight war der „Scorpion Walk“, bei dem wir bei Dunkelheit mithilfe von UV-Taschenlampen Skorpione aufspürten, die aufgrund ihrer Biolumineszenz hellgrün leuchteten. Auch das „Bush Dinner“, ein extra für uns vorbereitetes Abendessen mitten im Busch, war ein besonderes Erlebnis. Dieses wurde von südafrikanischem Gesang sowie Trommeln begleitet und mit einer anschließenden Sternenbeobachtung abgerundet. Am letzten Abend unseres Aufenthalts in der Mogalakwena River Lodge gab es zudem ein amüsantes Pub Quiz und eine fröhliche Abschiedsparty mit den lokalen Studierenden und Mitarbeitenden des MRC.

Eine Collage aus vier Bildern. Bild 1: Lächelnde Personen; Bild 2: Eine Personengruppe mit einem Kescher steht in einem Feld und lauscht einer Person, die anscheinend etwas erklärt; Bild 3: Ein Scorpion; Bild 4: Eine Personengruppe fotografiert Giraffen in der Ferne.

In Mogalakwena durften wir an einem Buschdinner teilnehmen, Skorpione aufspüren, die Wasserqualität des dortigen Flusses bestimmen sowieso verschiedene Wildtiere beobachten.

Nach einem weiteren Tag in den zwei Kleinbussen mit schnellen Zwischenstopp im Supermarkt, erreichten wir nach langer und holpriger Fahrt erst nach Einbruch der Dunkelheit das Kingdom Resort, unsere Unterkunft für die nächsten drei Nächte in der Nähe des Pilanesberg Nationalparks. Diese Nächte waren kurz, denn nach einem schnellen Wake-up Kaffee um fünf Uhr morgens erkundeten wir an den folgenden zwei Tagen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang den Nationalpark Pilanesberg, wobei unsere Minibusse als Safarifahrzeuge dienten. Hierbei sahen wir durch unsere Ferngläser oder auch plötzlich direkt vor dem Auto nicht nur eine Menge Tiere (bereits am ersten Tag zählten wir 43 Südliche Breitmaulnashörner!), sondern leider auch, wie schnell ein Teil des Parks durch die Unachtsamkeit von Menschen in Flammen aufgehen kann – wodurch große Flächen des Lebensraums von Wildtieren zerstört wurden. Da Buschfeuer für die südafrikanische Vegetation jedoch nicht völlig ungewöhnlich sind, sollte die Natur sich nach dem nächsten Regen hoffentlich schnell wieder erholen und den Tieren erneut gute Habitate bieten.

Eine Collage aus vier Bildern: Bild 1: Grasende Zebras; Bild 2: Elefanten unterschiedlichen Alters; Bild 3: Ein Geländewagen auf einer Schotterstraße; Bild 4: Eine verbrannte Landschaft;

Während unserer zwei Tage im Nationalpark Pilanesberg konnten wir aus unseren Fahrzeugen heraus nicht nur zahlreiche Tiere entdecken, sondern wurden auch immer wieder von seiner Landschaft oder Spuren vergangener Buschfeuer überrascht.

Als letzte Station unserer Exkursion verbrachten wir drei Tage im „Ukutula Conservation Center“ (UCC). Hier werden Großkatzen wie Geparden und Löwen gehalten und teilweise per Hand aufgezogen, um Besuchern einmalige Erlebnisse zu bieten. Die Tiere sind aber auch in Forschungsprojekte eingebunden, um ihren Schutz und die Arterhaltung zu sichern. Durch tägliche Vorlesungen der UCC Tierärztin erlangten wir einen tieferen Einblick in Themen des Natur- und Artenschutzes in Südafrika, die Haltung und das Wohlergehen von Tieren, das Fangen von Wildtieren sowie die Wilderei-Problematik. Außerdem nahmen wir am Training von Geparden zur nicht-invasiven Probenentnahme teil, lernten durch eigene Praxis und durch Vorführungen der Tierärztin mehr über die Betäubung von Wildtieren, spazierten mit Löwen durch den Busch und nahmen schließlich an der Untersuchung und Samenprobenentnahme eines in Narkose gelegten Löwen teil. Auch wenn es eine ganz besondere und eindrucksvolle Erfahrung war, den Tieren so nah zu kommen, waren wir uns letztendlich einig, dass das Beobachten von Wildtieren in der freien Natur deutlich schöner ist. Ob der Schutz und Erhalt von Wildtieren nicht auch ohne ihre in Gefangenschaft lebenden Artgenossen auskommt, welche Rolle dabei Tierwohl spielt oder ob der Fokus solcher Einrichtungen mehr im Tourismus liegt, bleibt ein viel diskutiertes Thema – nicht nur unter uns Exkursionsteilnehmenden.

Collage aus drei Bildern; Bild 1: Hinter einem schlafenden Löwen steht eine Person mit einer Spritze in der Hand; Bild 2: Sitzende Personen verfolgen einen Vortrag; Bild 3: Eine Personengruppe mit Getränken in der Hand lächelt in die Kamera;

Durch die UCC Tierärztin erhielten wir die Möglichkeit an der Untersuchung eines narkotisierten Löwen teilzunehmen und lernten zudem viel durch ihre aufschlussreichen Vorlesungen. Beim abendlichen Zusammensitzen ließen wir den Tag Revue passieren.

Am Tag unserer Abreise aus Südafrika kehrten wir noch einmal nach Pretoria zurück, um uns kurz auszuruhen und die letzten Essensreste der Roadtrips zu verzehren. Außerdem bewunderten wir dort von einem einheimischen Künstler ausgestellte Skulpturen aus Speckstein und natürlich gehörte auch die Rückgabe der inzwischen sehr verstaubten, von Schlaglöchern, Speed Bumps und Dornbüschen gezeichneten Wagen dazu. Und nach erneuten elf Stunden Nachtflug sowie der Zugfahrt nach Osnabrück waren wir dann alle froh, unsere Betten zu sehen.

Dankbar für die gemeinsame Zeit, die wir in Südafrika verbringen durften, blicken wir auf zwei sehr intensive und lehrreiche Wochen zurück. Die Exkursion hat uns die außergewöhnliche Möglichkeit gegeben, neben der Anwendung verhaltensbiologischer und physiologischer Methoden der Freilandforschung, auch Einblicke in den Natur- und Artenschutz sowie in die Kultur eines fernen Landes zu erhalten. Hierbei konnten wir aktuelle Problematiken und deren Lösungsansätze aus erster Hand erfahren und als Gruppe wissenschaftlich diskutieren.“